50plus und Gutsituierte erben am meisten

Bei etwa 2,5 Prozent liegt die Wahrscheinlichkeit, im Leben mit einer Million Franken oder mehr beerbt oder beschenkt zu werden.
50plus und Gutsituierte erben am meisten
Nach 55 ist die Wahrscheinlichkeit auf eine Erbschaft am Grössten.

So Marcel Amrein auf «nzz.ch»

Vor der Abstimmung über die Erbschaftssteuer-Initiative interessieren Zahlen zum Erben und Schenken in der Schweiz. Doch die Datenlage ist eher dürftig. Über die Gesamtsummen figurieren unterschiedliche Angaben (vgl. Zusatz), und hinsichtlich anderer Aspekte sind keine oder nur veraltete Informationen verfügbar.

Eine bisher unveröffentlichte, vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) geförderte Studie der Universität Bern und der Berner Fachhochschule wirft nun etwas mehr Licht darauf, wie hierzulande vererbt und verschenkt wird.

Die Studie macht indes lediglich Angaben über den Kanton Bern. Zugrunde liegen ihr Daten der Steuererklärungen für die Jahre 2002 bis 2012. Laut diesen werden im Kanton Bern jährlich Erbschaften in der Grössenordnung von 1 bis 2 Milliarden Franken empfangen. Der Gesamtbetrag schwankt mit dem Wirtschaftszyklus; von 2007 auf 2008 brach er wegen der Finanzkrise ein.

Die Schenkungen summieren sich auf rund 1 Milliarde Franken pro Jahr. Hier fällt der Ausreisser von 2011 auf: Die drohende Rückwirkungsklausel der Erbschaftssteuer-Initiative liess die Schenkungen damals auf über 4,5 Milliarden Franken anschwellen.

Eine einzelne Erbschaft beträgt durchschnittlich rund 100 000 bis 150 000 Franken. Der Wert wird aber von den relativ wenigen hohen Erbschaften nach oben getrieben – gut 1,4 Prozent der Erbschaften sind grösser als 1 Million Franken. Jener Betrag dürfte ungefähr die Schwelle sein, ab der die Erbschaftssteuer-Initiative zum Tragen käme. (Deren Freigrenze von 2 Millionen Franken bezieht sich auf den Nachlass, nicht die einzelnen Erbschaften.)

Entsprechend gering ist die Chance einer Einzelperson auf eine hohe Erbschaft. Zwar deklarieren pro Jahr etwas mehr als 2 Prozent der Steuersubjekte eine Erbschaft. Bei nur etwa 3 von 10 000 Personen aber handelt es sich um Erbschaften von 1 Million Franken oder mehr. Die Wahrscheinlichkeit, eine Erbschaft oder Schenkung von 1 Million Franken oder mehr zu erhalten, liegt laut den Studienautoren über das Leben hinweg bei ungefähr 2,5 Prozent.

Die Wahrscheinlichkeiten sind nicht gleichmässig über die Bevölkerung verteilt. So fällt auf, wie sehr sich die Erbschaften in der zweiten Lebenshälfte konzentrieren. Die höchsten Raten bestehen im Alter von etwa 55 bis 75 Jahren. Nur wenige Erbschaften gehen an Personen unter 40.

Selbst hochbetagte Personen von über 90 Jahren weisen eine deutlich höhere Wahrscheinlichkeit auf. Bei den Schenkungen dagegen finden sich die höchsten Raten bei Personen zwischen 40 und 55 Jahren.

Eine ebenfalls einseitige Verteilung ist ersichtlich, wenn man das Einkommen der begünstigten Personen betrachtet. So gehen rund 15 Prozent aller Erbschaften von 1 Million Franken oder mehr an das einkommensstärkste Prozent der Bevölkerung. Dieser Anteil ist etwa gleich gross wie derjenige der untersten 40 Prozent.

Noch markanter ist die Verteilung hinsichtlich der Vermögenssituation. Gut ein Viertel der Erbschaften von 1 Million Franken oder mehr geht an das vermögendste Prozent. Wegen der Altersverteilung spielen hier allerdings auch sogenannte Lebenszyklus-Effekte ein Rolle: Die höchsten Chancen auf ein Erbe bestehen just in jener Phase des Lebens, in welcher das Vermögen sowieso meist auf dem Höchststand ist.


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