Scheidung und Rosenkriege ausserhalb der Norm

Eines vorneweg: Natürlich gibt es keine 'Norm' dafür, was ein Scheidungsgrund ist. Keine Scheidung wird mehr wegen schwacher Begründung verweigert.
Scheidung und Rosenkriege ausserhalb der Norm
(Bild iStock)

Die gewöhnlichen Scheidungsgründe, die nicht weiter überraschen

Die meistens angeführten Scheidungsgründe sind einer Unverträglichkeit der Charaktere geschuldet, die in der heissen Phase einer jungen Ehe so noch nicht offensichtlich waren oder überdeckt wurden durch andere Dinge. Oder jemand lässt es an Zuneigung mangeln, vernachlässigt den Partner oder sucht sich amouröse Abenteuer, die nicht toleriert werden. Im Alter sieht es anders aus mit Scheidungsmotiven. Hier kommt nun ein starker Zeitfaktor hinzu. Die gemeinsame Zeit mag okay gewesen sein, aber ein Partner möchte sich nicht mit der Rückschau auf geruhsame Ehejahre abfinden und braucht einen neuen Kick, den er sich unmöglich mit der bisherigen angetrauten Person vorstellen kann. Er oder sie empfindet die jahrzehntealte Ehe als Gefängnis, alles ist fade, nichts will mehr sprudeln und schmecken. Selbst das Gegenteil findet im Alter noch seine Auflösung. Jahre der Streiterei und einseitigem oder gegenseitigem Psychoterror oder Machtspielchen findet plötzlich ein Ende durch die Scheidung. Warum jetzt noch? Nun, ein Grund kann sein, dass die Kinder aus dem Haus sind und man sich nur ihretwegen nicht zum Äussersten entschlossen hat. So weit, so vorhersehbar. Aber was gibt es im Alter an kuriosen Scheidungsgründen, wie man sie nicht in jeder Nachbarschaft findet?

Wenn der Graurücken wieder anfängt zu flexen

Man sagt, Alter schützt vor Torheit nicht. Vielleicht war damit weniger gemeint, dass man dement würde, sondern in seinem zweiten Frühling eine Menge Dinge anging, die man sich früher nicht traute oder wogegen gesellschaftliche Konventionen sprachen. Schliesslich beginnt man das Zeitfenster zu fühlen, das einem bleibt, um überhaupt mal aus der Spur zu springen. Und diejenigen, die nicht von Natur aus durch Faulheit, Bequemlichkeit und den Wunsch nach Beständigkeit daran gehindert werden, springen dann eben, wenn man es gar nicht mehr von ihnen erwartet. Speziell Männer, die "es noch einmal wissen wollen", scheint diese plötzliche Ausbruchsmentalität mitzureissen. Die waren dann schon in jungen Jahren wohl eher von der verwegenen Sorte. Nun kann jeder Strohhalm ergriffen werden, ist er gewöhnlicher Art oder eher bizarrer Art. Hier sind Gefühlsaufwallungen und Ego-Bestätigungssuche am Werk, das hat mit Logik eher weniger zu tun.

Was? Scheidung? Wenn's weiter nichts ist!

Dabei werden Scherben in Kauf genommen. Der späte Abenteurer, der sich noch mal beweisen möchte, was für ein toller Hecht er ist, kennt keine Rücksichten. Das heisst, er macht jetzt die Jahre des Stillhaltens in einer Ehe dafür verantwortlich, nicht so recht zum Zuge gekommen zu sein. Da gibt es angestauten Nachholbedarf. Was er jetzt meint, aufholen zu müssen, liegt ganz bei der Grille, die sich in seinem Kopf festgesetzt hat. Das kann alles Mögliche sein, was als Gradmesser seiner Männlichkeit, seiner Ganzer-Kerl-Auffassung und Gipfelstürmerei gelten könnte. Und Frauen? Es ist wahr, dass sie beständiger sind und weniger zu Kapriolen im Alter neigen, jedoch gilt es hier die Esoterik, Wunderglaube und spirituellen Kulte zu nennen, in die sich eine Dame hineinsteigern könnte. Das kann schon recht bizarre Formen annehmen. Gefährlich wird es aber erst, wenn sich Profiteure anhängen, die daraus ein Geschäft machen und die Dame ausnehmen. Ehen an sich sind seltener davon gefährdet. Gut, ein entnervter Ehemann könnte sich von ihr scheiden lassen, aber dann ist er wohl kein guter Ehemann, der sie da herauszueisen versucht.

Da fällt man aus allen Wolken

Die zweite Lebenshälfte, oder das dritte Lebensdrittel, kann sich als ein Tummelplatz für die Entdeckung bislang unausgegorene sexuelle Neigungen erweisen. Der Partner könnte plötzlich abdriften, um seine homosexuelle Seite zu erkunden, und sich dann für ein spätes Glück mit neuen Spielgefährden vom langjährigen Ehepartner scheiden lassen. Na, das wird schwierig zu erklären sein für das Umfeld. Aber es kommt wohl öfter vor, wenn man sich im Alter in einer Gesellschaft findet, wo solche Dinge weniger sanktioniert werden als noch in den Siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts. Abschliessend noch ein paar Erwähnungen von ziemlich einzigartigen Fällen von ungewöhnlichen Scheidungsgründen.

Aus den Annalen von Scheidungsgerichten

Eine Gattin (62) bekam nicht genug vom Möbelverrücken und Umdekorieren der ehelichen Wohnung. Buchstäblich jeden Tag. Da wird man verrückt von. Dachte auch der Ehemann, denn er nahm dies zum Anlass zur Scheidung. Dann gab es den Fall, in dem ein Kontrollfreak so weit ging, die Schuhsohlen seiner Frau mit Kreide zu markieren, um herauszufinden, ob sie während seiner Abwesenheit das Haus verliess. Diese Ehe hielt nur zwei Jahre. Mehr Ausdauer hatte da schon die Frau, die 23 Jahre unfreiwillig die Obsession ihres Mannes für das Schlafen in Hängematten teilen musste. Erst danach und dem 16. Sturz aus derselben kulminierte das Ganze in einer Scheidung. Nicht jeder ist begeisterte(r) Vegetarier(in). So jedenfalls muss man die Person einschätzen, die als Scheidungsgrund in Tennessee angab, dass ihr Mann ihr ständig das Fleisch vom Teller weg ass und sie mit den Beilagen vorliebnehmen musste. Und der Mann, der seiner Partnerin per Ehevertrag die Häufigkeit der Erfüllung ehelicher Pflichten in der Woche vorschreiben wollte (3x die Woche war Pflichtprogramm), dazu, was sie an Reizwäsche zu verwenden hatte, vorgab, war ähnlich schnell wieder solo wie der erwähnte Kontrollfreak mit seiner Kreide.


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